Und wer gibt dem Kraft, der den anderen Zuhörer, Seelsorger und nicht zuletzt Fußpfleger ist ?
– Ob Podologe/in, med. Fußpfleger/in, oder einfach Fußpfleger/in, eines haben
Sie gemeinsam, sie pflegen und behandeln die Füße, und nicht nur die Füße!
Wie oft ist es so, dass ihr Kunde sich verwöhnen lässt, entspannt und sich von dem Druck, der auf seinen Schultern lastet, dem Ärger der ihm auf den Magen geschlagen ist und dem Kummer der sein Herz bewegt, auf Ihrem Stuhl befreit.
In wenigen Minuten füllt sich Ihr Arbeitsraum mit einer breiten Paletten von Emotionen und Erlebnissen. Sie selbst haben das Gefühl, jemand drückt Ihnen die Luft ab und wenn Sie sich die Freiheit nehmen, dennoch Luft zu holen um Ihrem Gegenüber zu antworten, bleibt Ihnen das Wort im Hals stecken, weil der Mensch an dessen Füßen Sie hobeln und feilen, die Gelegenheit nutzt, einen neuen Satz in die Sekundenstille zu werfen.
Sie geben auf, schalten auf Durchzug und vollenden freundlich und ruhig in sich gekehrt ihr Werk . Hin und wieder lächeln Sie verständnisvoll.
Der nächste Kunde klingelt an der Tür, gleichzeitig das Telefon und Sie drückt ein menschliches Bedürfnis.
Die Kundin, deren Füße längst in neuem Glanz erstrahlen, macht keine Anstalten, in die Schuhe zu steigen, denn da gibt es ja noch eine Geschichte, die sie ihnen unbedingt noch mitteilen muss.
Sie entschuldigen sich und gehen zur Tür, den nächsten Kunden zu begrüßen, während Sie gleichzeitig die Stimme auf dem Anrufbeantworter identifizieren. –
- Eine Terminabsage ! Nun für genau diesen Termin hätten Sie zwei Anfragen gehabt, die Sie auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten mussten.
Endlich hat Frau Redseelig es in die Schuhe geschafft und bewegt sich Richtung WC, so dass Sie gerade Zeit haben, Geräte und Tücher auf zu räumen und für den nächsten Kunden her zu richten.
Frau Redseelig ist zufrieden und noch während sie einen neuen Termin vereinbart, enthält sie Ihnen auch eine allerletzte Geschichte nicht vor.
Der nachfolgende Kunde schaut auf die Uhr, denn er bringt weniger Zeit mit als die Vorgängerin.
Sie fühlen einen unangenehmen Druck auf dem Brustkorb. Gerne möchten Sie jeden zufrieden stellen, inklusive dem Hund, der am Morgen viel zu kurz Gassi war, und die Kinder, die ihn so heiß ersehnt hatten, nun eher doch keine Zeit für ihn finden.
Ihr nächster Kunde ist bei weitem nicht so mitteilungsbedürftig, dafür werden Sie jetzt dieses bedrückende Gefühl nicht los, “- etwas passt ihm nicht! -“ Die Ursache bei sich suchend, bemühen sich noch mehr als bei allen anderen Kunden, ihre Arbeit perfekt zu machen und dennoch bleibt das Gefühl, „er ist nicht zufrieden“.
Ihre Stimmung ist bei dem dritten Paar Füße, das sie schließlich in den Händen halten ziemlich nieder gedrückt und Sie fragen sich warum ? – Sind sie doch heute morgen gut gelaunt aufgewacht. Und noch während Sie versuchen, das zu ergründen, wird Ihre ganze Aufmerksamkeit von einem Paar Füße in Anspruch genommen, die Ihr Mitleid erwecken. Die Gelenke geschwollen, hervortretende Venen . Zehen die sich ineinander verschachteln mit gelben, harten und verpilzten Nägeln, über den Füßen ein übergewichtiger Körper, der sich mit Schmerzen und Unbehagen zu arrangieren versucht. Selbstvergessen widmen Sie sich dieser Herausforderung und schenken der Kundin im Anschluss an die Behandlung ihr letztes Muster einer Fußcreme, einfach um ihr eine kleine Freude zu machen. Sie lächelt ! und Sie ?
Sie wären jetzt eigentlich mit sich zufrieden, wenn Ihnen nicht in diesem Moment einfiele, dass sie ganz vergessen hatten zwischen den Behandlungen den Lehrer Ihrer Tochter während seiner Sprechzeit in der Schule an zu rufen, worum dieser in einer schriftlicher Benachrichtigung gebeten hatte.
Können Sie sich in diesem Ausschnitt eines ganzen Arbeitstages hier und da wieder finden, dann lassen Sie sich gesagt sein, Sie tun eine schwere Arbeit, Sie kümmern sich um das, was die Menschen mit denen Sie zu tun haben, oft vernachlässigen.
Sie hören sich ihre Geschichten an und lassen sich von ihren Sorgen bewegen, Sie interpretieren deren Unzufriedenheit als Ihre eigene Unzulänglichkeit.
Glücklicherweise haben Sie auch Kunden deren Dankbarkeit; Ihnen das Herz aufgehen lässt.
Dennoch sind Sie auch hier gefordert, auf die Person ein zu gehen, und das auch, wenn Sie selbst mal einen schlechten Tag haben, wenn Ihre Akkus leer sind. Und ist es dann nicht häufig so, dass Sie sich besonders bemühen um auch heute, Ihre Kunden zufrieden zu sehen ? Dafür machen Sie sich am Abend Vorwürfe, weil Sie keine Geduld für ihre Kinder aufgebracht haben und Ihrem Partner unberechtigt aggressiv begegnet sind .
Jeder gute Handwerker pflegt sein Handwerkszeug. Sie sind neben Ihren Hobeln und Feilen etc. Ihr eigenes Handwerkszeug. Sie geben nicht nur Ihren Dienst an der Hornhaut und den Fußnägeln, Sie dienen dem ganzen Menschen mit seinen Gefühlen, seinem Kummer und seiner Freude. Das Werkzeug, das Sie hierfür verwenden, sind Sie selbst, Ihre Gefühle und Ihre Liebe. Sie geben von der Kraft ihres Herzens.
Auch diese Kraft will erneuert werden.
Die Pflege dieses Handwerkzeuges besteht darin, etwas zu tun, was Ihnen neue Kraft gibt.
Für den einen ist es Sport, für den anderen lesen und für den nächsten Yoga oder Meditation.
Natürlich kann auch das Zusammensein mit dem Partner, mit der Familie und Freunden Kraft geben. Es kann Sie aber auch fordern.
Daher ist es sinnvoll zusätzlich etwas für sich zu tun, wovon Sie wissen, dass es Ihnen, auch wenn es Anlaufschwierigkeiten gibt, letztendlich immer gut tut, es ist ein Tun oder Nichtstun, welches ihre Energiereserven auffüllt, wo sie die Seele baumeln lassen
Daneben gibt es viele kleine Achtsamkeiten, die Sie besser mit Stress und Belastungen, durch Ihre Kunden und Ihre Familie, umgehen lassen.
Beleuchten Sie Ihr Bestreben nach Perfektion.
Wo ist Ihnen Perfektion wirklich wichtig ?
und wo hecheln Sie der Perfektion mit unglaublicher Anstrengung hinterher weil Sie meinen, es müsse so sein, auch wenn dies nicht wirklich Ihre Überzeugung ist.
Wo ist es ihr ganz eigener Wunsch etwas gut zu machen? –
Praktisch kann das so aussehen: Es stellt sich ihnen die Frage:
“Setze ich mich 10 Minuten in meinen Lieblingssessel, leg die Beine hoch, trinke Tee und blättere in der Zeitung? oder bügele ich die Wäsche, die seit drei Wochen im Korb liegt, deren Verfügbarkeit aber, bis auf wenige Einzelstücke, im Moment nicht von Nöten ist ? “
Sich selbst etwas Gutes zu tun, erfordert mitunter Disziplin.
Denn es gibt immer Gründe dafür, die Dinge zu tun, die wir glauben, dass sie getan werden müssen. Und das Paradox ist, je mehr ich mich diesen Dingen widme, um so mehr werden es. Beginne ich den Fußboden zu fegen, sehe ich, dass er geputzt werden sollte. Putze ich den Fußboden, sehe ich, dass auch die Fenster schmutzig sind, usw.
Vieles, was wir glauben, tun zu müssen, können auch andere tun, die gerade nichts zu tun haben, nur wir glauben, keiner kann es so gut wie ich und ich will es eben genau so haben, wie ich es nun mal haben will.
Spätestens hier, muss der viel gepriesene Rat erteilt werden, der da heißt,
“los lassen!“
Loslassen ist nichts anderes, als es aus meiner Verantwortung abzugeben.
Nehmen Sie die Dinge, die Sie alle täglich tun, einmal genau unter die Lupe und sortieren Sie aus, was Sie nicht wirklich brauchen und auch gar nicht gerne tun. Es könnte im Anschluss eine halbe Stunde Zeit für Sie oder gar eine ganze herausspringen.
Täglich eine halbe oder gar eine ganze Stunde zu Ihrer freien Verfügung! Wie klingt das ?
Und wie nun gehen Sie mit Stress um, wenn Sie mitten drin stecken ? Wenn Telefon und Haustür gleichzeitig klingeln, ein Kunde sich verspätet und die Kinder hungrig aus der Schule kommen?
Auch hier kann es sehr hilfreich sein, einen Moment inne zu halten und sich zu fragen: was ist jetzt wichtig? Worauf muss ich reagieren? Und wie löse ich die Situation unkompliziert. Sie brauchen nicht mehr Zeit, ihrem Kind zu sagen, “schön, dass du da bist, nimm dir einen Apfel oder einen Joghurt, wir essen heute eine halbe Stunde später “, als, “oh es tut mir leid, ich hatte noch gar keine zeit zu kochen und Frau x wartet auf ihre Fußpflege.................“ Ihr Kind, das ebenfalls, ihre Aufmerksamkeit sucht ist sofort in ihren Stress integriert, ist frustriert und isst anstatt eines Apfels, 3 Schokoriegel, was Sie wiederum frustriert. Denn eine halbe Stunde später stochert Tochter oder Sohn ohne Appetit im Mittagessen herum.
Sich sein eigenes Verhalten bewusst zu machen ist ein Schritt, es zu verändern ein nächster. Haben Sie Geduld mit sich selbst und scheuen Sie sich nicht, auch ihr Herz einmal aus zu schütten, vielleicht bei einer Fußpflege?
Der Austausch mit Kollegen, sowie z.B. der Besuch von Fortbildungen zeigt Ihnen zum Einen, Sie sind nicht allein mit diesen Herausforderungen und gibt Ihnen zum anderen neue Leichtigkeit und Inspiration durch Abstand vom Alltäglichen und Freude am Besonderen.
Ich bedanke mich bei der Redaktion, diesen Artikel schreiben zu dürfen. Es war lehrreich, mir zu zu hören!
Mein Wunsch ist es, dass ich nicht der einzige Zuhörer bleibe und ein kleiner Ball zu rollen beginnt.
Heilpraktikerin, Diplom Pädagogin
Schwerpunkte:
Reflexzonen-Massage,
Psychotheapie