Dienstag, 12. Januar 2010

Die Psychosomatische Reflexologie -Teil 2 -


Bevor ich über Erfahrungen aus der derzeitigen Praxis mit der Psychosomatischen Reflexologie berichte, möchte ich erzählen, wie sich die Methode entwickelte.

Das Samenkorn wurde in einem Seminar, Anfang der 90iger Jahre in Berlin-Spandau gelegt. Die Schüler praktizierten aneinander Fuß-Reflexologie, als eine Teilnehmerin zu weinen begann, während eine andere Teilnehmerin an ihren Füßen arbeitete. Sie weinte nicht, weil sie der Druck am Fuß schmerzte, sondern weil sie von einem Gefühl emotionaler Verletzung überrascht wurde. Das ist, wie alle Menschen wohl wissen, die Erfahrung mit der Reflexologie haben, nichts Ungewöhnliches.

Es war ein Anfängerseminar und somit stand die Anwenderin mit ihrer Reflexologie-Erfahrung am Anfang und war verunsichert über die plötzlichen Tränen.

Ich konnte sie beruhigen, indem ich ihr vermittelte, dass sie eine gute Arbeit gemacht hat, übernahm jedoch die weitere Behandlung von (nennen wir sie Petra) Petras Füßen.


fragte Petra, wie sie sich fühle? Sie berichtete über ein „Brett vor dem Kopf-Gefühl“, dieses Gefühl habe sie auch während der Geburt ihres zweiten Kindes gehabt.

Da sich der Vorgang der Geburt über das Becken der Frau vollzieht, vermutete ich, dass die Gefühle, die sie während der Fuß – Reflexologie erlebte, etwas mit ihrem Becken zu tun hatten. Also begann ich an den Reflexzonen des Beckens zu arbeiten, beobachtete sie und fragte in Abständen, wie es ihr gehe? Sie blieb in dem Zustand des “Nebels“, bis sie irgendwann eine Ahnung äußerte, einen sexuellen Missbrauch erlebt zu haben. Nach dieser Äußerung wich der “Nebel“ und sie wurde ruhiger.

Wir hatten den Gipfel eines Eisberges berührt und darüber hinaus uns auf ein Gebiet begeben, welches gewöhnlich nicht in einem Reflexologie - Anfängerseminar betreten wird. Dennoch hat uns die Situation dort hinein geleitet.

Wir ließen das Erlebte zunächst so stehen, ich bot Petra jedoch an, in die Einzeltherapie zu kommen. So konnten wir das Seminar fortgesetzt und Petra hatte eine Perspektive, das weiter zu verfolgen, was während des Seminars angerührt wurde. Durch mein Pädagogik-Studium und persönliche langjährige Erfahrungen mit der Psychoanalyse und der Arbeit mit Menschen, schienen mir die Zusammenhänge, die sich hier offenbarten klar, ich hatte jedoch noch keine Ahnung, wie ich damit in der, mit Petra vereinbarten Reflexologie – Sitzung umgehen würde.

Es zeigte sich hier deutlich, dass sich verdrängte Erlebnisse nicht nur in irgendwelchen verborgenen Gehirnwindungen aufhalten, sondern sich auch im Körper, im Gewebe, in den Muskeln festmachen, und das im wahrsten Sinne, dieses Wortes, sie machen sich fest, sie machen das Gewebe im Körper und in der Reflexzone fest.

Ich vertraute auf meine Hände, meine Erfahrungen und meine Wahrnehmungen im Moment der Behandlung.

Somit begann ich die erste Sitzung mit Petra so wie ich die Fuß - Reflexologie-Behandlung meistens beginne, nahm über Streichen und Lockern der Füße ersten Kontakt zu ihrem Körper auf und wendete einige Entspannungsgriffe an bis ich Petras Vertrauen in die Situation spürte.

Dann ging ich sachte wieder an die Reflexzonen des Beckens und fand dort empfindliche Bereiche. Während ich an diesen arbeitete, stellte ich Petra Fragen zu ihren Gefühlen in dem Moment. Der „Nebel“ war wieder spürbar. So gingen wir von ihren Empfindungen zu Assoziationen und Bildern die mit dem jeweiligen Gefühl in Zusammenhang standen.

Es verdichtet sich ihre Wahrnehmung eines schockierenden Erlebnisses, welches mit ihrem Unterleib und damit mit ihrem ganzen Wesen geschehen sein musste.


Wir kamen nicht zu klaren Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis. Es wurden jedoch in dieser und in weitren 5 Sitzungen Gefühle in ihr wach, die ihr neu waren, die sie vergessen hatte, Gefühle von Scham, Ohnmacht, Verletzung, Einsamkeit und Missachtung ihrer Würde. Ich begleitete sie Schritt für Schritt. Obwohl es für sie leidvoll war, stand am Ende dieser ersten und den folgenden Sitzungen ein Stück Erleichterung.

Wir beendeten die Anwendungen, als Petra keinen Bedarf mehr verspürte.

Ich finde es schwierig Behandlungserfolge zu messen, speziell im Bereich der Psyche. Daher möchte ich es hier dabei belassen, dass sich Petra insgesamt lebendig und eins mit sich fühlte.

Diese Erfahrung hat mir Zusammenhänge zwischen den Reflexzonen der Füße und der Seele des Menschen offenbart, die ich so nie erwartet hättet. Ich war überrascht von der durchdringenden Wirkung der Reflexologie-Arbeit, gepaart mit gezielten Fragen. Als mir bewusst wurde, welche Tiefen durch dieses “Duo“ erreicht werden können, bekam ich Zweifel an weiteren Schritten in diese Richtung. Ich hatte Bedenken, etwas an zu rühren, was ich dann nicht im Stande währe mit dem Patienten so zu verarbeiten, dass er/sie sich damit gut fühlt.

Es gab noch einige weitere ähnliche Erfahrungen. Doch obwohl die alle positiv für die betroffenen Personen waren, schloss ich das Buch, das sich mir geöffnet hatte für einige Jahre wieder, und zwar aus Angst, ich könnte etwas falsch machen.

Ist Dir das bekannt ? – Es juckt Dir etwas unter den Fingernägeln. Dennoch, folgst Du dem Impuls nicht, denn Du könntest ja einen Fehler machen!

Fortsetzung folgt!

Und wieder, ich freu mich auf Euer Feedback!
Bis dann von Herzen,

Helga